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Lindenfeld, das verlassene Dorf

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Lindenfeld ist ein heute verlassenes Bergdorf aus dem Kreis Caras-Severin, von den Pemi (deutsche Kolonisten aus Böhmen) gegründet. Die schweren Lebensbedingungen, die rauen Winter und die sehr harten Zugangswege haben zu einer schrittweisen Entvölkerung dieser Siedlung geführt. Der letzte eingetragene Einwohner lebte hier vor fast zwei Jahrzehnten. Widersprüchlich zu dem, existiert Lindenfeld weiterhin offiziell und hat eine Postleitzahl. Ähnlich zu einem Freiluftmuseum, werden die Ruinen des ehemaligen Dorfes jährlich, meist im Sommer, von einer beachtlichen Anzahl von Touristen besucht.

Das Lindenfeld der banater Pemen

Lindenfeld wurde 1828 von dem Pemen aus der Region Klattau gegründet und liegt auf einer Höhe von 760m in den Semenic Bergen. Im selben Jahr, haben sie noch vier andere Kolonien gegründet : Sadova Veche, Brebu Nou,  Gărâna und Wolfswiese.1)Pesty FrigyesA Szörényi bánság és Szörény vármegye története, Budapest, 1877 Die Evolution der Einwohnerzahl aus Lindenfeld ist maximal seit 1920 bekannt, als hier 302 Seelen lebten. Im Jahresbuch Socec von Groß Rumänien (1924-1925), erscheint das Dorf mit einer Einwohnerzahl von 230 Menschen und der wichtigste Bahnhof befand sich, so wie heut´ zu Tage, 23.5km von hier entfernt, in Caransebeş.

Die Bevölkerung aus Lindenfeld war ausschließlich deutscher Ethnie und es fand nie eine Mischehe statt. Maria Wasselak, eine ehemalige Bewohnerin, erinnert sich dass die Jungen Leute keine Zukunftsaussichten hatten, es gab  gemeinsamen Unterricht für alle in den Stufen I-IV, von einem einzigen Lehrer geleitet, der auch noch die Aufgabe hatte den Kindern Rumänisch beizubringen, schwere Aufgabe, denn zu Hause sprachen sie bloß Deutsch, da ihre Eltern die Sprache nicht kannten.

Ins Dorf konnte man nur zu Fuß oder mit einer Pferdekutsche, auf einen uneingerichteten Weg, gelangen. Die Männer aber auch viele Frauen, arbeiteten in der Forstwirtschaft (fällen und einpflanzen). Diese Arbeiten wurden fast ausschließlich im Winter verrichtet, denn im Sommer waren sie mit den Feldarbeiten (ihrer eigenen Felder) beschäftigt. Das damit verdiente Geld reichte nur für die essenziellen Dinge. Einige Männer haben nach Arbeit in Caransebeş gesucht. Wegen der nicht vorhandenen Zugangswege war der Transport schwer:  ein Bus lief bis zu den Hügel Fuß,( Unternberg, so nannten die Einheimischen den Ort, auf dem Waldweg Poiana-Lindefeld.) von dort mussten die Arbeiter einen steilen Hang für so 30-45 Minuten hinauflaufen, auf einen Landweg, bis ins Dorf.2)Mircea RusnacAmintirile unei foste locuitoare din Lindenfeld

In 1975, lebten in “Câmpul cu tei” (die Übersetzung des Namen Lindenfeld) 178 Deutsche Pemen. Danach wurde das Dorf gänzlich Entvölkert, besonders nach 1990, als die meisten Bewohner nach Deutschland auswanderten. Der letzte Peme, der alte Paul Schwirzenbeck, wollte sein Dorf nicht verlassen und lebte dort alleine bis 1998. Er starb im Herbst des gleichen Jahres, im alter von 83 Jahren, in Caransebeş, als er von einem Auto angefahren wurde.

Die Geschichte Hilde Grenzers aus Lindefeld

Aus den Lebensvollen Dorf von damals, stehen heute in Lindenfeld nur noch die Kirche und einige Häuser, alle in einen fortgeschritten Verfallzustand. Gleichzeitig, waren wir überrascht dort auch einige Häuser in Renovierungsphase oder Bauzustand vorzufinden. Von einem Haus haben wir erfahren, dass es einem Deutschen gehört dessen Vorfahren ursprünglich aus Lindenfeld waren. Sei Plan sei es hier eine Pension zu eröffnen und mit der Zeit das alte Pemische Dorf durch Tourismus zum leben zu bringen.

Während wir durch die Steinhaufen spazierten, die einst Teil der Wände der bescheidenen Häuser aus Lindefeld waren, gelangten wir bis zu dem Zaun des Friedhofs. Der Wildwuchs bedeckte die meisten Grabsteine und nur einige Kreuze sind ganz geblieben, da viele von ihnen heruntergefallen sind.

Nur ein einziges Grab scheint Intakt zu sein, es ist das am gepflegtesten von allen. Auf der Tafel war der Name Hilde Grenzer geschrieben, geboren 18 Oktober 1942 und verstorben am 11 August 1945. Das Grab war von einem Stahlzaun umgeben und hatte eine Totenkerze  was heißt, dass jemand der ihr Nahe stand oder jemand der ihre Geschichte kennt, hier noch bei dem Grab des Mädchens, dass diese Welt zu früh verlassen hat, vorbeikommt.

Hilde war das Mädchen von Julianne und Franz Grenzner. Ihr Vater war eine Persönlichkeit ersten Ranges in der kleinen Welt Lindenfelds. Zu der Zeit, besaß er einen Fotoapparat und ein Radio, die sehr große Seltenheiten nicht nur in diesem verlorenen Bergdorf waren sondern im ganzen Land. Als Folge war er immer informiert über was in der Welt vorging. Franz wusste, dass der Nazianalsozialismus in Deutschland keine Zukunft hatte und sie den Krieg verlieren werden.

Er versuchte die anderen Dorfbewohner jedoch zu warnen, aber diese, so wie andere Deutsche, wollten das nicht wahrhaben. Als Folge begannen Leute ihn mit Misstrauen oder sogar mit Hass anzuschauen, sogar ihn zu beschuldigen ein Bolschewik zu sein. Und damals, so wie heute, gab es einen großen Unterschied zwischen denen die sich über die Lage informierten und die anderen.

Nach dem 23 August 1944, bewies sich, dass Franz Grenzer Recht hatte. Die Deutschen aus Rumänien waren im Block als Feinde gesehen, egal welche ihre vorige Meinung war. Bald fingen sie an in die U.R.S.S. Deportiert zu werden. Julianna Grenzner wurde auch verhaftet und nach Cransebeş zu diesem Zweck gebracht, wurde aber von einem Bruder vor der Deportierung gerettet, der sich anbot an Stelle von ihr dahin zu gehen. Er verbrachte deswegen die nächsten fünf Jahre in den Russischen Lagern. Franz Grenzner wurde bis 1945 in vier rumänischen Konzentrationslagern gefangen gehalten, in sehr prekären Bedingungen und unter Hungernot. Er überlebte nur wegen den Paketen, die er von zu Hause bekam. Da wo Gleichzeitig auch das Unglück geschah. Nach der Festnahmen der Eltern verschlechterte sich das Leben der Familie sehr. Hilde wurde sehr krank wegen dem sehr harten Winter zwischen 1944-1945, aber in dem Dorf gab es keine Ärzte und auch nicht die Möglichkeit anderswohin gebracht zu werden, um versorgt zu werden, da sie schon sehr schwach war. Alle Bemühungen eine Arzt dazu zu bringen nach Lindenfeld zu kommen waren umsonst. In kurzer Zeit, starb das arme Mädchen, als sich ihr Vater noch im Lager befand (11 Januar 1945). Als er zurückkehren konnte, hatte das Unheil schon stattgefunden. Hilde Grenzer, so wie viele Kinder und Jugendliche aus der Zeit starben wegen der nicht vorhandenen ärztlichen Betreuung.3)Mircea Rusnac – Îngerul din Lindenfeld.

Sie sind weg. Alle sind weg!

Nur die Hirten aus den Dörfern aus der Umgebung leben noch in Lindenfeld, aber nur in der Sommerzeit. So trafen wir Moşu Jurchescu und seine Frau, die mit den Schafen nach Ostern nach Lindenfeld gekommen sind. Sie gehen dann erst im Oktober wieder nach Hause. Als sie und sahen, fragten sie uns, im Banater Dialekt, ob wir hier sind um die Reste zu sehen.  Als die Deutschen hier waren, war alles gepflegt und organisiert. Auf deren Obstplantagen sahst du kein Steinchen. Sie waren sehr gute Hausherren! Man durfte nicht einmal zu Fuß durch die Obstplantagen gehen. Nur aufm weg!

Moşu’ Jurchescu  ist 70 Jahre alt und aus Poiana. Er hat 300 Schafe und 4 Kühe, die er im Sommer nach Lindenfeld bringt, da es kühler ist. “Ich bin gebürtiger Banater von hier aus Poiană, auch Poiana Buchin. Ich habe 2 Häuser in  Poiană. Ich habe eins wo wie man reinkommt, es einen Brunnen gibt. Und dann habe ich noch eins, das vierte nach dem man die Brücke von der Kirche überquert. Dieses Haus ist auch meins. Ich lebe nur mit den Kühen, Kälber habe ich auch. Im Sommer führe ich sie dann hier bei den Deutschen aus. Die Luft ist sauberer, es ist halt anders. Dort, zum Dorf hin, ist es warm. Nur dieses Jahr war es bis jetzt nicht so warm. Aber wer weiß, vielleicht kommt das noch. Aber, schau, der Sommer geht, der Heilige Ilie geht vorbei und fertig. Was kann man dann machen? Wir quälen uns hier.  Alle quälen sich. Einige auf der einen Seite, die anderen auf der anderen, ohne Arbeit geht gar nichts. “

Der Hirte ist nicht nur ein Zeuge des einstigen Pemen Dorfs, sonder hat die Bewohner auch gut gekannt. Jedes mal wenn er Touristen begrüßt, kann er ihnen was über jede Ecke Lindenfelds erzählen. “ Dieses war Dorf war nur mit Deutschen. Wenn mich jemand aus Bukarest wirklich fragen würde wie sie hießen? Wie könnte ich das nicht wissen? Ich kenne jeden von ihnen, wessen Hause es war. Ich wusste auch die Namen von den Vätern, wer welcher war.“ Von ihm haben wir erfahren was passiert ist mit dem Haus Nummer 10, eins der wenigen Gebäude aus Lindenfeld in dem heute noch Möbelstücke und Objekte drin sind die sowohl den Deutschen, als auch den Eigentümern danach gehört haben.

“Sie wurde von den Deutschen von jemanden aus Cârpa (Dorf) gekauft. Danach haben sie es verlassen. In dem Haus hat auch noch jemand von uns (Poiana) gewohnt, aber als er gesehen hat, dass es Zerfällt, hat er es nur noch mehr beschädigt. Und das war ein gutes Haus! Und so langen die Alten dort gewohnt haben war alles gut. Jetzt, wollen es die Jungen Leute nicht mehr. Sie haben auch die Ziegelsteine genommen.”

”Hier gibt es nicht zu sehen. Hier gibt es nicht. Die Kirche war gut gepflegt als die Deutschen hier waren. Gegenüber von der Kirche war die Kneipe. Wenn sie aus der Kirche raus kamen gingen sie gleich in die Kneipe.

Den ganzen Tag liefen sie (durch Poiana) mit den Kisten mit lehren Flaschen durch. So viel tranken diese Deutschen. Sie war auch Hausherren aber auch mit dem Trinken… Einer aus  Gărâna hat auch die Kirche renoviert. Er meinte er kommt noch vorbei und renoviert sie auch drinnen. Aber er ist nicht mehr gekommen. Vielleicht kommt er jetzt im August. Wer weiß? Einige aus meinem Dorf haben Blech auf sie getan. Die Kirche war in einem sehr schlechten Zustand.

Es ist einer, vom Hügel gekommen, von gegenüber der Kirche. Er hat das Haus ein wenig renoviert, aber er hatte eine OP und ist nicht mehr wiedergekommen. Er sagte das vielleicht jetzt in August er herkommt und das Holz legt.”

Moşu’ Jurchescu glaubt, dass die schweren Winter und das unfreundliche Wetter die Pemen dazu gebracht haben Lindenfeld zu verlassen.   “Einige sind nach Reşiţa, nach Şiria gezogen und als sie endlich frei waren zu gehen, nach der Revolution sind alle weg. Sie sind hier weg wegen den Schneestürmen. Als sie sahen, dass sie nach Deutschland gehen können, ging jeder wohin er wollte, er ging. Sie sind weg! Alle sind weg!

Der Weg bis nach Lindenfeld

Die Pemen waren Hausherren und immer passten sie auf, dass der Weg bis nach Lindenfeld sauber ist. “Sie waren sehr gute Haushälter, die Deutschen. Schau sei hatten hier einen weg, aber jetzt ist er zerstört. Sie pflegten den Weg die ganze Woche, von groß bis klein passten alle auf den Weg auf, damit der Weg nicht zu schlammig wird. Erinnert sich  Moşu’ Jurchescu.

Leider, heutzutage gibt es keinen mehr der den Zugang bis Lindenfeld pflegt, so wie es einst die Pemen taten. Im Jahr 2011, hat das Rathaus Buchin veranlasst, dass Kiesel gestreut wir, in dem Gedanken, dass sie dann den Weg asphaltieren werden, was aber nicht mehr geschah.

Sogar wir, auf unserer Reise nach Lindenfeld, aus Angst vor dem von Regen gebrochenen Weg, haben das Auto hinter uns gelassen und sind die letzten 5km zu Fuß gegangen. Andere versuchen aber ihr Glück und steigen mit dem Auto bis ins Dorf.

Moşu’ Jurchescu hat uns noch von einigen fremden Touristen erzählt die sich festgefahren haben auf dem Weg nach Lindenfeld: “Es kamen einige Fremde zu mir. Einer konnte so ein wenig Rumänisch: was solle er tun? Sie können nicht mehr weiter. Und dann habe ich dort Steine gelegt bis alles voll war. Als sie sahen was ich tat machten sie es dann nach. Sie haben dann überquert. Aus Polen, Polen waren sie! Sie hatten welche Autos… na ja. Berg auf ging es nicht mehr. Der Fahrer hat noch versucht das Auto nach vorne oder hinten zu bewegen, aber es ging nicht. Als wir Steine gelegt haben aber sind sie gleich drüber. Danach waren sie weg.”

Nützlich Informationen

Aus Caransebeş kann man nach Lindenfeld mit dem Auto durch Buchini-Poiana gelangen (siehe Karte). Bis zum Ausgang aus Poiana, ist der weg sehr schmal, aber asphaltiert. 5Km vor Lindenfeld, verschlechtert er sich und wir empfehlen es nicht mit dem Auto heraufzufahren, es sei denn sie haben einen 4×4. Ein anderer Weg durch den Bergen, der  in so drei ein halb Stunden zu Fuß (nur hin) zurückgelegt werden kann,verbindet das Dorf mit Gărâna. In der Gegend von Lindenfeld gibt es viele Schafherden, also empfehlen wir große Acht vor den Hunden zu haben (wir sind nur durch ein Wunder davon gekommen, da uns ein Hirte rettete).

In 2005 hat Ioan T. Morar ein Buch herausgebracht das den Namen dieses Dorfes trägt. Die Geschichte hat auch den 2014 Film “O poveste de dragoste, Lindenfeld“, in der Regie von Radu Gabrea, inspiriert.

Ebenfalls, der Professor und Doktor in Geschichte, Mircea Rusnac, erforscht seit mehreren Jahren die Geschichte des verlassenen Dorfes aus dem Semenic Gebirge. Er publiziert seine Funde auf einem speziellen Blog. Auf diesem Weg möchten wir dir für deine ganze Hilfe und alle Informationen danken.


Autor: Alexandra Palconi

Deutsch Übersetzung: Mara Cirpanu, Oana Cirpanu und Miriam Bloch

Foto: Flavius Neamciuc

Surse

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1 Pesty FrigyesA Szörényi bánság és Szörény vármegye története, Budapest, 1877
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