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Die Geschichten der Catherina Zelenak aus Clopodia

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Catherina Zelenak ist 91 Jahre alt und ist eine der letzten Schwaben die noch in Clopdia leben. Sie lebt alleine, und wegen einem Zugunfall in ihrer Jugend hat sie keine Beine mehr, aber das hindert sie nicht einmal heute in einem vorgeschrittenen Alter, das Haus in einem tadellosen Zustand zu erhalten. Wir trafen sie auf unserer Reise nach Clopodia im letzten Herbst, denn sie wurde uns vor der Postbotin Mariana empfohlen. Sie gab uns dann Details zu dem Unfall den Catherina hatte, aber die Geschichten konnten und wollten wir auch nicht beim dem Besuch bei ihr bestätigen.

Mit 91 Jahren, habe ich ein gepflegteres Hause als andere aus dem Dorf die jünger sind!

Das Haus mit der Nummer 262. Sie öffnete uns die Tür und fragte uns womit sie uns behilflich sein kann. Wir baten sie, dass sie uns sie besuchen lässt und ein wenig über die Geschichte von Clopodia erzählt : “Ich bin zu alt dafür, ich glaube es gibt andere jüngere die euch das erzählen können.” Ich erklärte, dass genau ihr Alter uns dazu gebracht hat bei ihr zu klopfen, da lächelte sie und sagte :“Dann kommen sie doch ein wenig herein!”

“Ich habe auch drausen zu tun. Und ich warte, dass die Leute mir das Holz bringen.”, sie sagte uns dies während sie uns hinein führte. Munter brachte sie uns in die Küche und bat uns dass wir uns setzen, aber vor dem gab sie noch jedem von uns ein gesticktes Kissen. Ihr Haus war wie eine Reise in die Vergangenheit und wir konnten uns vorstellen wie das Banater Familienleben vor Jahrzehnten ausgeschaut hat. Außerdem schaute das Haus tadellos aus, wie man das selten sieht : “Mit 91 habe ich ein gepflegteres Haus als andere aus dem Dorf die jünger sind”.

Da sie neugierig war zu wissen wieso wir in Clopodia sind, erzählten wir ihr über unser Projekt und was wir an dem Tag in Dorf gesehen haben, einschließlich der alten Mühle.“Wie schön diese Mühle einst war! Nun ist sie völlig zerstört”, sagte uns Catherina mit Nostalgie in ihrer Stimme. Wir fragten sie ob sie weiß wem das Gebäude jetzt gehört, aber das Thema war wenig wichtig für sie : “Es interessiert mich nicht mehr! Es gab einmal einen Eigentümer, aber der hat es dann verkauft und dann habe ich nicht mehr gefragt. Früher war es schön dort, wir saßen draußen und auch im Garten…” Dann öffnete sie die Tür zu einem Zimmer und sagte uns, wir sollten reingehen und es uns anschauen wie schön es ist. Die Möbel waren im guten Zustand. Über dem Bett war ein eingerahmtes Photo einer Frau. “Sie ist meine Schwester.”

Catherina kümmert sich selber um das Haus. Manchmal kommen die Enkel um noch auszuhelfen wenn viel zu tun ist. “ Es kommt die Tochter meiner Enkelin, von der Seite meiner Schwester. Meine Schwester ist drei Monate nach der Geburt verstorben. Wir haben sie erzogen. Natürlich leben sie in Lugoj und können nicht immer kommen wann sie wollen. Sie kommen ein mal im Monat, oder jede zwei Monate, wann sie auch die Möglichkeit haben.

Wenn sie sehen möchten welche Öfen es früher gab ”, sagte sie uns indem sie Tür eines anderen Zimmers aufmachte. “So war der Ofen vorher. Er war ein Ersatz für einen Kachelofen. Ich habe mich so gut damit ausgekannt! Meine Mutter war schon lange krank, aber ich tat am Abend Holz rein und bis am nächsten Abend war es noch warm.”

Wissen sie wie es ist : Einer macht sich lustig, andere verurteilen mich oder andere haben Mitleid.

Während unseres Besuchs, bat uns Catherina mehrmals keine Photos mit ihr online zu stellen, ein Wunsch den wir respektiert haben. “Wissen sie wie es ist : Einer macht sich lustig, einer verurteilt mich oder hat Mitleid. Es gibt allerlei Arten von Menschen und kann nie wissen. Aber bitte keine Photos, es waren auch andere hier und sie haben das verstanden.” Für uns ist Catherina ein Vorbild und in der halben Stunde die wir bei ihr verbrachten, sagten wir ihr das auch so oft es sich ergab.

“Ein Vorbild, ihr habt Recht. Es kommen zu mir Leute aus Deutschland. Auch als Ungarn hatte ich Fans! Mit 91 Jahren kann ich noch rechnen und obwohl meine Hand zittert habe ich eine wunderschöne Handschrift. Ja in diesem Alter. Und wissen sie was die Anderen sagen? Aus Moldova waren einige hier und sagten: Frau Cathy, durch sie habe ich gesehen, dass man auch schwere Jahre durchleben kann und das es nach vorne geht. Sie haben mich als Vorbild genommen, und auch wenn ich so war, habe ich mich ausgekannt. Ich habe Seidenstrumpfhosen gemacht und Jahrelang gestrickt. Nach dem Tod meiner Mutter , habe ich das gelassen damit ich im Garten arbeite. Es ist nicht neu und Luxus, aber es ist alt und sauber. Es macht keinen Sinn, dass ich mich bemühe um mir was neues zu kaufen. Ihre Mutter (der Enkelin von Catharina), als sie starb, bat sie mich, dass ich auf ihre Kinder aufpassen soll. Und das tue ich, bis zum letzten Moment. Und auch heute gebe ich (Essen, Gemüse) meinen Enkeln und Urenkeln. Man kann vieles machen, wenn man einen Willen hat und nicht faul ist.”,sagte sie lachend. “Jeder soll es so machen wie er glaubt und das hat er dann auch!”

“Ich war sehr beschäftigt und der ganze Stress, das ich mich fragte ob ich irgendwann fertig werden würde? Bis das Dach des Hauses fertig war, der Brunnen war alt und sie mussten eine Zement Platte gießen. Heute konnten sie, aber morgen nicht, aber ich habe es geschafft Wasser Leitungen bis ins Haus verlegen zu lassen. Und so machte ich auch das und ich habe Wasser im Hause. Ich habe auch viel ausgegeben, aber ich war auch zu Hause und habe gespart. Nicht einmal einen 1 Lei Saft habe ich mir gekauft, damit ich die Leute die arbeiten, bezahlen konnte.”

Wenn man das Tor von draußen öffnet, sieht man wer im Haus lebt.

Wir baten Catharina uns zu sagen wie das Leben im Dorf in der Vergangenheit so war: “Es ist ein großer Unterschied zwischen heute und wie es einmal war: ein Gutes Zusammenleben!

Auch in der Familie habe ich mich mit meinen Schwestern nie geschritten, oder gar dass es einen großen Streit gab… Nein! Aber heute, wenn man hört, dass sich die Leute scheiden, dass sie sich streiten, so geht das heutzutage! Im Fernsehen schaue ich noch Nachrichten. Tagsüber gehe ich lieber was machen. Grad jetzt vor dem Essen, war ich und habe das Gras geschnitten. Und es waren noch Blätter im Garten und ich habe nicht nachgelassen bis ich alles weggefegt habe. Wissen sie was man sagt? Wenn man das Tor von draußen öffnet, sieht man wer im Haus lebt. Und so ist es! Mariana als sie heute mit der Rente kam, sagte sie : Wieso fegen sie den Hof ? Lasse sie es dort verwelken. Ich sagte ihr, dass mein Kopf schmerzt, aber dass ich das Blatt nicht dort lassen konnte. Aber jetzt ist es gefegt. Es ist gefegt! Die Frau Doktor wenn sie kommt sagt sie: was für ein ruhiges Haus! Es ist kein Luxus aber es ist sauber. Nicht einmal die Ernte ist so groß wie sie einmal war. Jetzt ist alles anders. Alles ist kaputt. Die Jugend ist in der Stadt. Die alten sind gestorben und alles ist verloren gegangen. ”

“Bei uns wurden vier Sprachen gelernt : Deutsch, Ungarisch, Serbisch und Rumänisch. In Clopodia gab es auch Tschechen, aber die sind in die Tschechoslowakei und die Deutschen nach Deutschland. Mein armer Vater war Zimmermann. Er hat viele Häuser gebaut und er war wieder ein sehr sehr fleißiger und pünktlicher Mann der seine Arbeit ernst nahm : dem Ärmeren arbeitete er für weniger Geld. Bei uns im Hause gab es keine Streitigkeiten, die Schwestern verstanden sich und das tut mir leid, denn, dass was ich im Fernsehen sehe gefällt mir nicht: was für eine schlechte und unfaire Welt! Früher gab es keinen Fernseher, aber so war der Brauch, dass wir uns auf die Straße hockten und mit anderen noch erzählten. Mit der Zeit ist einer vorbeigegangen, einer ist noch gekommen. Aber jetzt wenn der Mensch keinen Fernseher hätte, wäre er verloren, er wüsste nichts mehr von den anderen Seiten.”

So ein Miteinander war es, ich kann es auch gar nicht beschreiben!

Bei unserer Frage nach den Adelsfamilien die hier in Clopodia gelebt haben, sagte uns Catherina entschlossen : “Das hat mich nicht so interessiert. Das Dorf war davor nicht so. Es gab auch kein Asphalt. Aber es gab viel Verständnis und man gab dem Lehrer viel mehr Respekt als heute. Die Kinder schauen ihn an als ob er ihr Freund wäre, sie respektieren ihn nicht. Früher respektierte man Lehrkräfte. So ein Miteinander war es, das ich es gar nicht beschreiben kann! Oder mit dem Helfen: Wir hatten ein Stück Land und die Nachbarn kamen zur Hilfe. Wenn sie zu tun hatten, gingen wir helfen. Heute wenn sie sehen das du etwas hast, passt es ihnen gar nicht. Wenn sie nicht arbeiten? Der der arbeitet, hat auch. Wer nicht arbeitet, der hat nichts, aber er wartet.”

Bevor wir gingen sagte sie uns , dass ihr Familien Namen Zelenak ein slowakischer ist, obwohl sie deutscher Herkunft ist. Dann erinnert sie uns: “Ich bitte euch nur keine Fotos reinzustellen. Mit diesen Jahren, findet man selten so was. Glauben sie, dass mir nichts weh tut? Ist mir nicht schlecht? Doch, aber man kann nicht die Sachen unerledigt lassen. Deshalb arbeite ich lieber, die Krankheit geht ein andere Mal weg.

Wenn ihr irgendwann Mal nach Clopodia fahrt (jud. Timis), haltet einige Minuten bei Catharina für Geschichten und um ihr schönes Haus zu sehen. Aus Timişoara gelangt man nach Clopodia auf den Straßen DN59/E70 (siehe Karte), das Dorf ist 70km von Timişoara entfernt. Der Weg ist sehr gut, mit  kleinen Ausnahmen auf der Rute Moravita-Jamu Mare Route, wo es noch Bauarbeiten gibt.


Autor: Alexandra Palconi

Deutsch Übersetzung: Mara Cirpanu, Oana Cirpanu und Miriam Bloch

Foto: Flavius Neamciuc

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